Als am 23. Juni im sauerländischen Schalksmühle das Oberligafinale der westfälischen Turnerinnen begann, war der Ausgang für das Team der KTV Detmold mehr als ungewiss. Zwar lagen die Detmolderinnen nach den beiden ersten Wettkämpfen mit einem deutlichen Vorsprung in Führung. Doch konnte die Mannschaft nicht in Bestbesetzung antreten: Julia Grützediek, die beim Auftaktwettkampf als Mehrkampfsiegerin zum gelungenen Start in die diesjährige Ligasaison beigetragen hatte, befand sich nach ihrer Ellenbogenverletzung noch im Aufbautraining. Merret Klein musste von Spanien aus die Daumen drücken, wo sie mit ihrer Schule auf Stufenfahrt weilte.
Zu allem Überfluss hatte sich Jamie Lynn Doberstein am Tag vor dem Wettkampf bei einem Sturz in der Schule eine schmerzhafte Knieprellung zugezogen und konnte nur am Stufenbarren auf Punktejagd gehen. So standen plötzlich mit Lia Feline Mass (10) sowie Michelle Dyck und Johanna Sahl (11) die Youngsters in der Mannschaft vor der schwierigen Aufgabe, die Siegespunkte zu erturnen. Was ihnen auch mit Bravour gelang. Wobei ihnen die „großen“ Turnerinnen den nötigen Rückhalt gaben.
Ina Ohlendorf, die rechtzeitig eine Schnittverletzung in der linken Hand auskuriert hatte, legte gleich zu Beginn eine starke Bodenübung hin. Jamie Lynn Doberstein biss am Stufenbarren auf die Zähne und turnte ihre leicht abgespeckte Übung fehlerfrei zu Ende. Und Miriam Bergmann, die schon im zweiten Ligawettkampf als beste Mehrkämpferin geglänzt hatte, legte noch eine Schüppe drauf und sicherte mit Bestnoten an allen vier Geräten der Mannschaft auch den dritten Sieg und damit die Oberligameisterschaft 2018.
Da waren selbst Michael Gruhl und Hans-Joachim Dörrer, die mit diesem Ausgang nicht gerechnet hatten, aus dem Häuschen. Aber wer es schafft, unter den geschilderten Umständen im letzten Gerätedurchgang am Schwebebalken drei fehlerfreie Übungen zu turnen, darf zu Recht als strahlender Oberligameister 2018 grüßen.